Kastration
Kastration ist der tierärztliche Fachbegriff für einen Eingriff, bei dem bei Hund oder Katze die Keimdrüsen entfernt werden (beim Rüden/Kater die Hoden, bei der Hündin/Kätzin die Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter).
Er unterscheidet sich von der Sterilisation, bei der der Tierarzt nur die Samenleiter bzw. die Eileiter unterbricht.
Die Kastration ist ein endgültiger operativer Vorgang, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Er wird unter Vollnarkose vorgenommen und kann von Nebenwirkungen begleitet sein.
Bevor eine Kastration in Betracht kommt, muss der Patient eine gründliche Voruntersuchung absolvieren. Nur wenn er gesund ist, wird operiert.
Die Tiere wachen nach etwa einer bis zwei Stunden aus der Narkose auf, sind aber noch lange Zeit danach benommen, haben Schmerzen und sollten nicht alleine gelassen werden. Bitte geben Sie dem Tier nach ärztlicher Anweisung entsprechende Schmerzmittel, die Sie vom Tierarzt mit nach Hause bekommen.
Nach dem operativen Eingriff verzichten Sie bis zur vollständigen Ausheilung der inneren und äußeren Wunden auf lange Spaziergänge mit Ihrem Vierbeiner. Halten Sie Ihren Hund an der kurzen Leine, damit sich die Wunde nicht dehnt. Lassen Sie den Hund nicht springen – auch nicht vom Autositz herunter. Kontrollieren Sie die Wunde täglich, damit sie sich nicht entzündet.
Da die in den Hoden und Eierstöcken produzierten Hormone die psychische und physische Entwicklung der Tiere steuern, ist es dringend angeraten, sie erst nach ihrer abgeschlossenen Pubertät kastrieren zu lassen. Die Sexualhormone haben Auswirkungen auf den Knochenaufbau. Daher weisen zu früh kastrierte Hunde eine deutliche Neigung zu Gelenk-problemen und Hüftdysplasie auf. Nur in besonderen Ausnahmefällen (beispielsweise abnorme Sexualitätsneigung, Aggressivität) und nach eingehender Beratung ist eine Frühkastration indiziert.
Die Pubertätsdauer des Hundes hängt von Rasse und Umweltfaktoren ab und kann nicht pauschalisiert werden. Große Hunderassen brauchen zum Beispiel mehr Zeit, bis sie ausgewachsen sind.
Eine Hündin sollten Sie nicht vor ihrer ersten Läufigkeit kastrieren lassen. So vermeiden Sie unerwünschte Fellveränderungen und lebenslang kindliches Verhalten. Frühkastrationen vor der ersten Läufigkeit der Hündin werden als Mammatumoren-Prophylaxe angeboten. Das Für und Wider sollten Sie dabei gründlich abwägen.
Viele Hundehalter sehen in der Kastration fälschlicherweise ein probates Mittel, um Verhaltensprobleme bei Hunden schnell zu lösen oder möglichen Krebserkrankungen vorzubeugen. Doch wie sieht es tatsächlich mit den Auswirkungen einer Kastration bei Hunden aus? Eine Kastration hat keine positiven Auswirkungen bei folgenden Problemen:
- Ungehorsam
- Fehlende Leinenführigkeit
- Dominanz und Aggression, falls beide nicht durch den Sexualtrieb motiviert sind
- Rassebedingtes Territorial- und Schutzverhalten
Was nur wenige Hundehalter wissen: Das einmal im Gehirn des Hundes codierte Sexualverhalten lässt sich in den meisten Fällen durch eine Kastration nicht mehr beheben. Reitet Ihr Hund beispielsweise Artgenossen auf, wird er dieses Verhalten nach einer Kastration mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit beibehalten. Hier helfen nur professionelle Erziehungs- und Verhaltensmaßnahmen.
Zu den unerwünschten Folgen einer Kastration beim Hund zählen:
- Fettleibigkeit bei rund 50 Prozent der kastrierten Hunde, mit möglichen gesundheitlichen Folgeproblemen (Gelenkprobleme, Herz- und Leberkrankheiten)
- Wesensveränderung durch fehlende Hormone (möglicherweise Lethargie, Desinteresse)
- Erhöhte Bissigkeit/Aggressivität gegenüber Artgenossen, insbesondere unter Hündinnen
- Infantiles (kindliches) Verhalten, falls der Hund zu früh kastriert wird
- Fellveränderungen, „Welpenfell“, das heißt, weiches, stumpfes Haar, insbesondere bei Hündinnen, bei etwa 30 Prozent der Fälle
- Inkontinenz, besonders bei größeren Hündinnen, bei circa 50 Prozent
- Häufigere Ohrenentzündungen, bei circa 30 Prozent
Auch das Sozialverhalten der Hunde ändert sich: Die Rüden untereinander können sich nicht mehr richtig „riechen“ und einordnen, was zu groben Kommunikationsfehlern führen kann. Einige kastrierte Rüden werden von ihren intakten Artgenossen „gemobbt“ und aufgeritten.
Mit einer Kastration beim Hund werden folgende positive Auswirkungen erzielt:
- Keine Fortpflanzung
- Keine Läufigkeit der Hündin und keine „Scheinträchtigkeit“ mit den typischen damit zusammenhängenden Problemen
- Kein hormonbedingter Stress bei Rüden
Darüber hinaus erhofft man sich von einer Kastration ein vermindertes Risiko bei einigen Hundekrankheiten wie Hodenkrebs und Prostataprobleme bei Rüden, Gebärmutterentzündung und Gesäugetumore bei Hündinnen. Statistisch betrachtet liegen die Risiken von Gesäugetumoren bei intakten Hündinnen bei rund 2 Prozent. Eine Reduzierung dieser Krebswahrscheinlichkeit ist nur dann gegeben, wenn die Hündin vor ihrer ersten Läufigkeit, also sehr früh, kastriert wird.
Die Sterilisation ist ein probates Mittel, um Fortpflanzung zu unterbinden, wobei der Rüde oder die Hündin weiterhin mit Hormonen versorgt bleibt. Die Sterilisation ist operativ reversibel.
Ein neues Mittel der Kastration stellt das Suprelorin-Implantat dar. Dabei handelt es sich um einen Kastrations-Chip, der die Wirkung einer Kastration chemisch durch den Wirkstoff Deslorelin herstellt und dem Rüden subkutan implantiert wird. Er setzt die Libido, den Testosteronspiegel und die Fortpflanzungsfähigkeit für sechs bis 14 Monate herunter. Zeit genug, um die Auswirkungen einer irreversiblen Kastration „auf Probe“ zu testen, denn hier sind die Nebenwirkungen reversibel.